Rasseportrait

Der Miniature Australian Shepherd ist eine Variation des Australian Shepherd. Er unterscheidet sich optisch kaum von den sogenannten Standard-Aussies: Die Größe sollte der einzige Unterschied sein. Der Mini Aussie ist also ein eher kleiner Hund (36 bis 46cm Schulterhöhe) der aber Proportionen wie ein größerer Hund hat, und keine typischen Kleinhund-Merkmale (große Augen, kurze Schnauze, ...).

Es gibt trotzdem immer wieder Mini Aussies, die mehr an Chihuahua- oder Sheltimixe erinnern. Das passiert aber vor allem, wenn die Hunde zu klein werden (--> Toy Aussies)

 

Es gibt alleine über das Äußere und der damit verbundenen Genetik der Rasse soo viel zu schreiben, dass ich hier wirklich nur die grundlegendsten Sachen anreißen werde, damit es vielleicht für mehrere Leute interessant ist.

Wer sich näher informieren will, dem empfehle ich wärmstens ASHGI und Color-ASHGI.


Fellfarben

Wie beim Standard-Aussie gibt es beim Mini zwei Grundfarben: Rot ("red") und Schwarz ("black")

Durch das sogenannte Merle-Gen kann die Grundfarbe stellenweise ausgehellt sein. Diese Farben nennt man "red merle" und "blue merle". Normalerweise ist ein Merle an seinem Fell klar erkennbar, jedoch gibt es Hund mit mehr und solche mit weniger aufgehellten Flecken. Wenn ein Hund (fast) gar keine aufgehellten Flecken hat, so dass er schnell für einen Tri gehalten wird, wird das "Phantommerle" genannt. Wenn es die Situation erfordert, sollte ein Gentest gemacht werden, um zu sehen ob der Hund das Merle-Gen trägt oder nicht (zum Beispiel um eine Merle x Merle Verpaarung auszuschließen).

 

Die vier Fellfarben red, black, red merle und blue merle können nun von verschiedenen Abzeichen ergänzt werden.

Es gibt weiße Abzeichen ("white"), welche auf der Stirn, an den Beinen und an Brust und Kragen vorkommen können, sie können aber auch nur schwach ausgeprägt sein, so dass der Hund zb. nur weiße Zehenspitzen und einen kleinen Brustfleck hat.

Außerdem gibt es kupferne Abzeichen ("copper"), welche an den Wangen, als "Augenbrauen", an den Innenseiten der Beine und an der Unterseite der Rute sichtbar werden. Kupfer kommt in verschiedenen Farbtönen und Ausprägungen vor und wird manchmal von einer Maske überlagert, so dass die Grundfarbe oder Merle-zeichnung etwas "durchscheint" (mehr Infos hier).

Diese beiden Abzeichen können gemeinsam oder getrennt auftreten. Hat ein Hund gar keine Abzeichen, ist also rein schwarz oder rot, wird das "solid" genannt. Ein Hund mit weißen und kupfernen Abzeichen ist ein "tri". Sind nur weiße Abzeichen vorhanden wird von einem "bi" gesprochen. Selten gibt es auch Hunde, die nur kupferne Abzeichen tragen, dafür kenne ich keine "offizielle" Bezeichnung (man hört von red/black copper, tan, bi ...)

 

Für mehr Infos siehe: http://color.ashgi.org/color/standardaussiecolors.htm

Ico ist ein "red tri". Seine Grundfarbe ist rot, er hat kein Merlegen und deshalb auch keine Merlezeichnung.

Seine Vorderbeine, Brust und Kragen sind komplett weiß, seine Hinterbeine nur ganz wenig und er hat eine schmale weiße Blesse im Gesicht.

Sein Kupfer ist im Gesicht fast vollständig durch eine Maske überdeckt, weshalb er von vorne teilweise auf den ersten Blick für einen Bi gehalten wird. An den Wangen und vor allem an den beinen ist das Kupfer aber doch eindeutig vorhanden.

 

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Es gibt auch einige "Fehlfarben" beim Aussie, also Farben, welche durch den Rassestandard aus der Zucht ausgeschlossen werden.

 

Einige Farben werden aus gesundheitlichen Risiken ausgeschlossen (z.B. Hunde mit zu viel Weiß), andere vermutlich eher um das optische Bild einzuschränken und sich von anderen Rassen abzugrenzen. Einige Farben die zum Beispiel beim Border Collie erlaubt sind (z.B. dilute) sind beim Aussie nicht erwünscht.

 

mehr Infos auf: http://color.ashgi.org/color/nonstandardcolors.htm


Augenfarben

Aussie Augen können die verschiedensten Farben und Farbkombinationen haben :-)

Hunde ohne das Merle-Gen haben meistens braune ("brown") Augen, wobei die schwarzen Aussies meistens dunklere Augen haben als die roten. Bei den roten Aussies sind die Augen oft hellbraun ("amber") und manchmal sind sie sogar so hell, dass sie ins grün ("green") überschlagen.

Für Hunde mit dem Merle-Gen gilt prinzipiell das gleiche, aber durch den Merle-Faktor können, so wie das Fell, auch die Augen aufgehellt werden, weshalb sowohl bei red- als auch bei blue merle oft blaue Augen ("blue") vorkommen. Dabei müssen nicht beide Augen blau sein, noch nicht mal das ganze Auge. Außerdem gibt es Augen die mehr oder weniger blaue Sprenkel haben ("blue marbled").

 

Es gibt aber beim Aussie auch blaue Augen, die nicht durch das Merle-Gen zustande kommen. Da dieses Blau dann auch bei nicht-merle Hunden auftritt, nennt man diese Blue Eyed Tri (BET). Dabei können wie beim Merle sowohl beide Augen, als auch nur eines blau sein. Oft gibt es auch Augen die nur teilweise blau sind, wie zum Beispiel das rechte Auge meiner Lyric.

Die Vererbung von Augenfarben ist bei weitem noch nicht geklärt, vermutlich sind mehrere Gene beteiligt.

 

mehr Infos auf: http://color.ashgi.org/color/aussie_eye_color.htm


Wesen & Charakter

Man kann den Aussie auf viele Arten beschreiben. Das hier ist meine Sichtweise, die nur einen Überblick gibt und natürlich nicht auf jedes einzelne Tier zutrifft.

Wo fang ich an ... Aussies sind sehr arbeitsfreudig. Sie wachsen an ihren Aufgaben und sind für viele Dinge zu begeistern. Sie arbeiten gerne mit ihren Menschen zusammen und wollen ihm auch gefallen ("will to please"). Allerdings hindert sie das nicht daran eigenständig mitzudenken und im Zweifelsfalle mal nachzufragen, ob das nicht anders ginge, bzw. einfach selbst zu entscheiden, was getan wird. Diese Entscheidungen treffen viele Aussies relativ schnell, weshalb sie manchmal gutes Management erfordern.

 

Dass Aussies Hütetrieb haben können, ist allgemein bekannt. Da diese Fertigkeit heute wenig gebraucht wird und daher von vielen Züchtern nicht die Auswahl der Zuchthunde beeinflusst, zeigen Aussies mittlerweile relativ oft kaum brauchbaren Hütetrieb. Was von dieser "Triebigkeit" (vielleicht kein sehr korrekter Ausdruck, aber so nenne ich jetzt einfach mal den Pool an Eigenschaften die einen Aussie zu einem guten Hütehund machen) übrig bleibt und oft im Alltag ersichtlich ist, ist dass die Hunde wahnsinnig gut und viele Reize aufnehmen, und darauf auch reagieren, wenn man es ihnen nicht anders beibringt. Beispiel Bewegungsreiz: viele Aussies tun sich wahnsinnig schwer einem, sich bewegenden Objekt, nicht hinterher zu hechten. Das ruhig und entspannt bleiben bei diversen Reizfluten, ist eine der wichtigesten Sachen, die ein Aussie lernen muss (das lernt er auch beim Schäfer).

Eine weitere Eigenschaft, die den Aussie zu einem guten Hütehund macht, ist dass sie innerhalb von Sekunden von 0 auf 100 sind. Das heißt sie sind immer sofort einsatzbereit und mit voller Konzentration da. Auch hier gilt es, den Hunden zu zeigen, wann sie Pause haben und nicht einsatzbereit sein sollen, um zu vermeiden, dass der Hund ständig unter Strom steht.

Diese Triebigkeit gehört meiner Meinung nach zum Aussie dazu. Sie ist nicht immer einfach zu managen, aber man lernt sie lieben, damit umzugehen und sie zu nutzen.

 

Viele Leute behaupten Aussies hätten keinen Jagdtrieb. Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn Hüten IST Jagdverhalten. Es entspringt also demselben Trieb, setzt sich aber anders zusammen. Ich kenne Aussies, die richtige "Jagdschweine" sind, und so manchen Jagdhund in den Schatten stellen. Ich kenne auch Aussies, die keinerlei Interesse an jagen haben. Aber die meisten mir bekannten Aussies, würden zumindest hetzen. Man muss also damit rechnen, dass etwas Training notwendig ist, damit man den Hund in wildreichen Gegenden von der Leine lassen kann.

 

Zwei weitere Eigenschaften die ich an Aussies sehr schätze, ist die Reserviertheit gegenüber Fremden und ihre Fokussierung auf eine Person (Stichwort: Einmannhund). Das ist nicht gleichzusetzen mit Wach- oder Schutztrieb (auch wenn es sich vielleicht begünstigt). Gemeint ist, dass der Hund nicht jeden Fremden schwanzwedelnd begrüßt, oder sich gar aufdrängt, sondern ihn eher nur "feststellt" und akzeptiert. Oft lassen sie sich ungern von Fremden berühren und interessieren sich nicht dafür, was Fremde von ihnen wollen. Wenn diese Eigenschaften sehr stark ausgeprägt sind kann es sein, dass sie nicht mal mit anderen Familienmitgliedern vor die Türe gehen wollen. Viele Aussies zeigen diese Eigenschaften aber auch gar nicht.

 

Schutz- und Wachtrieb sind beim Aussie vielen Leuten unbekannt, aber sehr wohl des öfteren vorhanden. Sind diese Merkmale zu stark ausgeprägt, ist der Hund unter Umständen nur mehr begrenzt alltagstauglich. Ich schätze auch diese Eigenschaften durchaus, allerdings muss man in der Zucht Acht geben, dass die Hunde im Großen und Ganzen alltagstauglich bleiben. Auch in der Erziehung kann man hier natürlich viel bewirken.

Viele dieser Eigenschaften treten erst spät auf, da Aussies Spätentwickler sind. Richtig erwachsen sind sie erst mit 3 bis 4 Jahren. Bis dahin kann gut sein, dass ein bisher alle-liebender Hund plötzlich doch Reserviertheit und Schutztrieb entwickelt.

 

Was allerdings meiner Meinung nach das wichtigste ist, das jemand der sich für einen Aussies interessiert wissen sollte: Aussiewelpen sind kleine Überraschungspakete. Die Rasse is sehr jung und dementsprechend wenig gefestigt. Es gibt eine große Variation in Optik und Charakter. Vor allem dadurch, dass das ursprüngliche Zuchtziel mittlerweile von vielen nicht mehr verfolgt wird, wird die Palette an verschiedenen Wesenszügen nicht unbedingt kleiner. Wer sich für einen Aussie interessiert, muss sich die negativen Extreme vor Augen halten und bereit sein viel Arbeit zu investieren, damit der Hund der Traumhund wird, den man sich wünscht.

 

Man kann sehr sehr viel zu dieser Rasse schreiben, aber das nimmt kein Ende, deshalb lass ich es erstmal gut sein ;-)

 

Einen tollen Text über das Wesen des Aussies, den ich jedem zukünftigen Aussiebesitzer ans Herz legen möchte, findet ihr hier: Genie und Wahnsinn einer besonderen Hunderasse


Der Aussie als Familienhund

Da der Aussie eigentlich ein spezialisierter Arbeitshund ist, muss man sich fragen, ob man so einem Tier überhaupt gerecht werden kann ohne selbst Schafe, oder anderes Vieh zu haben.

Ich bin grundsätzlich dagegen Aussies immer "fauler" und de facto "allgemeinheitstauglicher" zu züchten. Es sind nun mal keine reinen Begleithunde, das heißt meiner Meinung nach aber nicht, dass man sie nicht ohne eine Möglichkeit zu Hüten halten kann.

Zuerst mal muss man unterscheiden, aus welchen Linien der Hund kommt. Ich möchte nicht schwarz weiß malen. Nicht alle Hunde aus Arbeitslinie sind tauglich zum Hüten, oder lassen sich gar nur durch Hüten auslasten. Genauso sind nicht alle Hunde aus Showlinie einfache Hunde, die auch gut nebenher laufen. Die Einteilung in Arbeits- und Showlinie gibt einen ersten Anhaltspunkt, aber bevor man einen Hund endgültig auswählt sollte man mehr beachten. Es ist hilfreich das Wesen der Eltern zu kennen, bestenfalls auch das der Großeltern oder Geschwister der Eltern. Außerdem kann der Züchter, wenn die Welpen schon ein paar Wochen alt sind, oft schon einiges über ihr Temperament sagen.

Wichtig ist also erstmal, sich den "richtigen" Hund auszwählen, und damit die Ausgangsbedingungen möglichst gut zu gestalten.

Natürlich gibt es nie eine 100%ige Garantie, dass der ausgewählte Hund auch wirklich genau den Wünschen entspricht. Wie bereits oben erwähnt sind Aussiewelpen oft ziemliche Überraschungspaktete und der Halter muss einfach ein bisschen flexibel sein.

Ich denke aber, dass man mit richtiger Auslastung, guter Beratung (von Aussie-erfahrenen Leuten) und Geduld JEDEN Aussie zu einem ausgeglichenen Familienhund machen kann.

 

Aber was ist nun richtige Auslastung?

Richtige Auslastung heißt nicht unbedingt in erster Linie "viel" Auslastung. Es geht mehr um das "wie".

Oben hab ich schon erklärt, dass ein Aussie wahnsinnig viele Reize aufnimmt. Diese zu verarbeiten und richtig zu reagieren, ist eigentlich ein großer Teil der Auslastung. Mehr als manche anderen Rassen müssen Aussies lernen, dass sie bestimmten Reizen widerstehen müssen und entspannt bleiben sollen. Ruhepausen und Entspannung sollte man mit seinem Welpen von Anfang an trainieren.

Wenn ich meinen Rüden mit in den Bus und an die Uni nehme, ist er durch das ganze Schauen, die vielen neuen Reize, und das ruhig Bleiben oft müder als nach 2h Spaziergang. Ich empfehle jedem Aussiebesitzer seinen Hund viel mitzunehmen, da sie gern dabei sind und bei entsprechender Erziehung auch einen super Begleithund abgeben.

 

Natürlich sollte das aber nicht die einzige Auslastung sein. Aussies sind meist sehr bewegungsfreudig. Manche etwas mehr und manche etwas weniger. Ico zum Beispiel, kann durchaus ein bis zwei Tage in der Woche die Füße stillhalten, aber richtig ausgeglichen ist er nur, wenn er einmal am Tag richtig gasgeben kann.

Viele Aussies werden durch Sportarten die schnelle Bewegungen fordern (zb. Agility oder Flyball) sehr stark gepuscht und das kann unter Umständen in extremen Stress ausarten. Wenn der Sport aber entsprechend aufgebaut wird, kann man diesen mit den meisten Aussies aber durchaus auch so betreiben, dass sie ruhig und konzentriert arbeiten.

Es gibt aber auch immer wieder Exemplare, denen diese Art von Sport, vor allem wenn auf Wettkämpfe hin trainiert wird, nervlich zu viel ist. In solchen Fällen sollte man eher auf eine ruhigere Sportart umsteigen. Ein gutes Beispiel wäre Nasenarbeit (z.B. Mantrailing).

 

Einen guten Text zum Thema Hütehunde im heutigen Alltag schrieb Normen Mrozinski: KLICK

Auch seine anderen Texte über Hunde sind lesenswert.

Abschließend noch ein schönes Video, in dem man Australian Shepherds nach all dem lesen auch einfach mal anschauen kann :-)